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    Leseprobe "Wind in ihren Haaren"

von Petra Liermann

Taschenbuch, 200 Seiten, 22 Kapitel, ISBN: 978-3-96050-013-1

Vorwort

Da ist sie nun endlich, die Fortsetzung von „Sand in ihren Schuhen“. Lange Zeit habe ich dieses Buch vor mir hergeschoben, weil immer noch ein Puzzleteil fehlte, das das Bild komplettiert hätte. Am Ende habe ich mich entschlossen, eine Kombination aus biografischem Roman und reiner Fiktion zu verfassen. Viele Charaktere spielen heute eine wesentliche Rolle in meinem Leben, sind aber aus verschiedensten Gründen bis zur Unkenntlichkeit von mir verändert worden. Manche, weil sie einfach nur das Pech hatten, ungewollt in meinem Leben eine wichtige Rolle einzunehmen und ich ihr Leben hierfür nicht der Öffentlichkeit preisgeben will, andere, weil sie sich noch immer in Situationen befinden, die lebensgefährlich sind und aus denen sie sich befreien müssen, bevor ihre Gedanken und Pläne erkennbar werden.

Denjenigen, die aus meinen fehlenden Beschreibungen über das Leben meiner Tochter schlussfolgern mögen, dass ich ein egozentrischer Mensch bin, sei vorab gesagt, dass es mir in beiden biografischen Romanen um meine eigene Geschichte geht und auch zum Schutz meiner Tochter so wenig wie möglich zu ihrer Person geschrieben wurde. Wenn sie einmal alt genug ist, wird sie selbst entscheiden dürfen, wie viel sie von ihrem Leben mit der Öffentlichkeit teilen möchte. Diese Entscheidung will und werde ich ihr nicht abnehmen.

Und nun wünsche ich Ihnen viel Freude beim Lesen von „Wind in den Haaren“!

Herzlichst,

Ihre Petra Liermann

Kapitel 1

Nichts im Leben geschieht ohne Grund! Nicht die kleinste Kleinigkeit ist ohne Sinn und meist erkennt man erst sehr viel später, warum es denn so war wie es war. Und ist man zudem sich selbst gegenüber ein wenig ehrlich, erkennt man ebenfalls, dass die Anderen selten die Bösen sind, sondern man selbst jede Menge dazu beigetragen hat, dass es denn so geworden ist, wie es ist.

Auch meine knapp zehn Jahre andauernde Erfahrung mit einem Leben in Ägypten an der Seite eines moslemischen Mannes hatte dazu beigetragen, dass ich endlich zu dieser Erkenntnis gelangt war. Obwohl ich ehrlicherweise sagen muss, dass das „moslemisch“ weniger das Problem war, als der Mann selbst. Ich war voller Euphorie ausgewandert, hatte meinen Beamtenjob an den Nagel gehängt und war in ein Land gezogen, das von den meisten Menschen als einigermaßen frauenfeindlich eingestuft wird. Meine Heirat mit Sayed hatte nicht nur bei meiner Mutter besorgte Blicke und mehr ausgelöst, sondern auch bei meinen Freunden und Bekannten, soweit sie mir nach meinem Umzug erhalten geblieben waren. Nicht deren Erwartungen entsprechend verlaufen war dann die weitere Entwicklung, denn wir waren scheinbar glücklich, bekamen eine Tochter und bildeten, oberflächlich gesehen, eine Traumfamilie.

Jahre später erkannte ich, wie viele Hinweise und Warnungen ich ignoriert hatte. Bis heute weiß ich nicht genau, wie ich übersehen konnte, wie viele andere Frauen mein Mann in unserer gemeinsamen Zeit beglückte und was mich dazu bewogen hatte, neben einer zweiten Ehefrau zu leben. Doch ich schaffte es, nahm die Gewaltausbrüche der anderen Frau gegenüber hin und setzte riesengroße Scheuklappen auf, die es mir ermöglichten, an einen guten Ausgang der Geschichte zu glauben.

Erst einige Wochen nach der Flucht mit meiner Tochter nach Deutschland, nachdem die Gewalt auch auf mich übergegriffen hatte, verstand ich, dass ich nur sehr knapp dem Tod entronnen war. Es dauerte weitere Wochen, bis ich bereit war zu erkennen, dass ich selbst mich nicht annähernd genug liebte, ja sogar respektierte, um eine neue Beziehung zu führen, geschweige denn ein glückliches Leben. Und so saß ich in Deutschland, zwar mit der Erkenntnis, dass ich wirklich und ernsthaft an mir arbeiten musste, jedoch ohne großartige Perspektive. Eine 40jährige Frau, alleinerziehend, mit einem traumatisierten Kindergartenkind, zwei Hunden und Hartz IV, einem vierfachen Bandscheibenvorfall, Asthma und Arthrose war weder der Traum eines jeden Arbeitgebers noch besonders flexibel. Lange Zeit machte ich mir vor, dass ich mich einfach scheiden lassen könnte, meine Eigentumswohnung in Ägypten verkaufen würde und Sayed seine gerechte Strafe bekäme, während ich von dem Erlös des Verkaufs der Wohnung ein schönes, neues Leben, natürlich wieder in Ägypten, finanzieren würde. Immerhin war dort auch Karim, der Mann, der uns geholfen hatte zu fliehen und der nun mein neuer Traumpartner war. Doch die Monate zogen ins Land und es passierte nichts. Weder in die eine noch in die andere Richtung. Zwei Jahre nach unserer Flucht stand ich Sayed, inzwischen mein Ex-Ehemann, im Büro meines Anwalts in Hurghada gegenüber und musste feststellen, dass dieser nicht nur völlig in einer Lügenwelt gefangen war, sondern auch nicht willens, sich meinen Plänen anzupassen. Und so flog ich unverrichteter Dinge wieder nach Hause in der Gewissheit, dass ich noch einmal bei null anfangen und meine Planung neu gestalten musste.

Schon sehr bald war mir klar, dass ich auch mit Karim einen Mann an meiner Seite hatte, der mich mehr aufhielt als vorwärts brachte. Ja, es war sehr schmeichelhaft, einen gut aussehenden, 15 Jahre jüngeren Mann zum Partner zu haben, der mich so offensichtlich liebte und jeden nur möglichen Beweis seiner Liebe erbracht hatte und ja, es war genauso nett, von einem Mann derart angehimmelt zu werden. Ich bestritt auch zu keiner Zeit meine Gefühle für ihn, die durchaus tief gingen. Nach meiner Flucht aus Ägypten hatte Karim meine Gedanken und Gefühle beherrscht. Ich war verliebt gewesen wie selten, wünschte mir eine gemeinsame Zukunft und versuchte, Möglichkeiten zu finden, ihn zu mir zu bringen. Umso mehr hatte mich getroffen, dass er nicht bereit gewesen war, sich von seiner deutschen Ehefrau scheiden zu lassen und damit die Grundvoraussetzung dafür zu schaffen, dass wir zusammen sein konnten. Immer wieder hatte er neue Ausreden gefunden und eine Entscheidung verschoben. Es hatte mir weh getan, als er auch ein letztes Ultimatum meinerseits in Bezug auf seine Trennung von seiner Frau verstreichen ließ und mich dazu noch als verständnislose Frau bezeichnete, nur weil ich nach meiner Erfahrung mit Sayed für einen Mann die einzige in seinem Leben sein wollte. Es war zwar noch nicht ganz in mein Gefühl gedrungen, doch mein Kopf hatte verstanden, dass ich nicht noch einmal eine zweite Frau neben mir akzeptieren durfte und dass ich es wert war, die einzige im Leben eines Mannes zu sein. Ich war am Boden zerstört gewesen, hatte mich gefragt, ob Karim mich doch nicht genug liebte, ob ich vielleicht einfach nicht liebenswert war. Aber irgendwann siegte mein neu gewonnener Respekt mir selbst gegenüber und ich hielt die Trennung durch, immer in der Hoffnung, dass alles, was mich wirklich liebt, immer zu mir zurückkehren wird. Es dauerte bis kurz vor meiner Reise nach Ägypten mehr als ein Jahr später, bis dies geschah. Und ich war vorsichtig. Ich wollte nicht schon wieder eine Erfahrung machen, die mir zeigte, dass ich immer noch Männer anzog, die sich nicht für mich entscheiden konnten und generell unfähig waren, Entscheidungen zu treffen. Außerdem hatte ich mich weiterentwickelt und war kompromisslos in Bezug auf mein Glück geworden. Ich wollte mich nicht verändern müssen, um mit einem Mann zusammen zu sein. Doch die alte Verliebtheit kam wieder hoch und ich fand Karim immer noch sehr attraktiv und anziehend.

Spätestens in Ägypten wurde mir dann klar, wie wichtig Karim mir war. Er war der Fels in der Brandung, als ich nach dem Treffen mit Sayed in der Anwaltskanzlei völlig aufgelöst ins Hotel zurückkam und er tat mir gut. Auch nach meiner Heimkehr und nachdem er mir durch die Scheidung von seiner Frau gezeigt hatte, wie wichtig ich ihm war, begann ich zu denken, dass er vielleicht doch der Mann fürs Leben sein konnte. Er hatte gelernt, alles an mir zu respektieren, hatte aus alten Problemen zwischen uns gelernt und ging erstaunlich gut mit meinem offenen Leben in Deutschland um, was ich von ihm nie erwartet hätte. Ich fühlte mich rundherum wohl mit ihm, wenn da nicht knapp 5.000 Kilometer zwischen uns gewesen wären, die mich oft leiden ließen. Manchmal war die Sehnsucht einfach zu groß und Karims Pessimismus, der ihn glauben ließ, dass wir niemals zusammen sein würden, sorgte dafür, dass wir auch unsere schlechten Phasen hatten. Außerdem gab es da einen winzigen Teil in mir, der mich zweifeln ließ. Einen Teil, den ich gerne ignorierte, weil ich wusste, dass er gefährlich für meine Beziehung zu Karim sein konnte. Ich hatte ein Jahr nach meiner Rückkehr nach Deutschland unerwartet und plötzlich nämlich eine alles verändernde Erfahrung machen müssen:

Ich ging mit meinen Hunden spazieren. Wie immer, wie jeden Tag und wie schon hunderte von Malen vorher, liefen wir eine kleine Runde in der Nähe unseres Hauses. Warum mir der Mann, der an diesem Tage mein Leben verändern sollte, nicht schon vorher aufgefallen war, wird wohl für immer ein Geheimnis bleiben. An diesem besonderen Tag jedenfalls fiel er mir auf. Und ich ihm. Schlank, attraktiv, vielleicht Mitte 40, mit grau werdenden Haare, aber deutlich von der konservativeren Sorte war er eigentlich nicht ganz der Typ Mann, der mir sonst gefiel. Vielleicht blieb ich auch nur stehen, weil unsere Hunde sich mochten, was bei meinen beiden an ein Wunder grenzte. Auf jeden Fall standen wir uns plötzlich auf einer kleinen Wiese gegenüber, grüßten uns und realisierten zeitgleich unser Herzklopfen. Wir starrten uns sekundenlang einfach nur an und fanden die einfachsten Worte nicht, um einen normalen Smalltalk unter Hundebesitzern zu beginnen. Und als wir uns endlich soweit gefangen und unser Gehirn so weit wieder eingeschaltet hatten, dass wir reden konnten, schauten wir lieber unseren Hunden zu als den anderen anzusehen. Ich kam mir vor wie ein Teenager. Gleichzeitig konnte ich aber nicht ignorieren, dass mein Blutdruck um ein Vielfaches angestiegen war und mein nicht sehr intelligent wirkendes Grinsen im Gesicht hatte sich auch Stunden später noch nicht verflüchtigt. Ich zitterte tatsächlich, wusste nicht, was ich da eigentlich redete, schalt mich aber gleichzeitig eine Idiotin, weil ich mich so linkisch anstellte. Und war froh, dass sein sich ständig abwendender Blick ebenso von Nervosität sprach. Am nächsten Tag achtete ich darauf, genau um dieselbe Uhrzeit genau denselben Weg zu gehen. Und tatsächlich: Er war wieder da. Bei diesem Treffen unterhielten wir uns, wobei ich ihm seine Nervosität nun mehr als deutlich anmerkte. Von meiner ganz zu schweigen, die sich zum vorherigen Tag noch gesteigert hatte. Doch gleichzeitig hatte ich ein Gefühl, das einem „nach Hause kommen“ glich. Ich fühlte mich angekommen, absolut und rundherum zufrieden. Ich wäre am liebsten gar nicht mehr nach Hause gegangen. Er hieß Stefan und ich hatte sehr wohl seinen Ehering bemerkt, doch da er sowieso so gar nicht meinem Typ Mann entsprach und ich auch nicht nach einer Beziehung suchte, störte mich das wenig. Zwar machte ich mir Gedanken, warum ich so komisch reagierte, doch unterschieden sich meine Gefühle derart von meinen sonst üblichen bei Männern, die in die Kategorie „Mögliche Beziehung“ fielen, dass ich mir anfangs darüber gar keine Gedanken machte. Nach diesem ersten, dann doch weniger zufällig herbeigeführten Treffen, folgten weitere und wir unterhielten uns immer länger und ausführlicher, wobei wir schnell bei meiner Geschichte mit Ägypten waren und meinen Erkenntnissen.

Schon das erste Gespräch hatte in mir ein wundervolles Gefühl erzeugt, doch beim zweiten war ich endlich da angekommen, wo mich eigentlich meine inzwischen regelmäßigen Meditationen hätten hinbringen sollen: in meiner absoluten Mitte. Noch Stunden später hatte ich das Gefühl, dass alles genau so, wie es war, richtig war, dass alles gut war, jedes noch so kleine Puzzleteil meines Lebens sich genau an dem Ort befand, wo es sein sollte. Ein unglaubliches Gefühl, das leider aber nicht lange anhielt. Es war von Stefan abhängig. Erst nach einigen Treffen gestand ich mir ein, dass meine Theorie, einen anderen Menschen nur dann lieben zu können, wenn man sich selber liebt, wohl hier die Ausnahme von der Regel gefunden hatte. Ich hatte mich einfach fragen müssen, was das war, was zwischen Stefan und mir war. Es war so ungewöhnlich, so außergewöhnlich und so einmalig. Ich hatte es einfach noch nie erlebt. Das erste Mal in meinem Leben war mir das Wohl eines anderen Menschen wichtiger als mein eigenes. Ich wollte ihn in Watte packen, ihn vor allen Schmerzen bewahren, ihn glücklich sehen. Hätte ich dafür aus einem Hochhaus springen müssen, wäre das auch kein Problem gewesen. Ich musste mir eingestehen, dass ich diesen Mann liebte, auch wenn ich ihn kaum kannte und er für mich mit Sicherheit nicht der Traummann war. Nach dieser Erkenntnis war ich wie vor den Kopf geschlagen, war es doch eine Erfahrung, die ich mir immer gewünscht hatte. Sicher, ich war schon sehr verliebt gewesen, ich hatte ja sogar geheiratet. Aber irgendetwas hatte in mir immer davor gewarnt, den Satz „Ich liebe dich“ auszusprechen und ich war immer froh gewesen, dass es in der deutschen Sprache so viele verschiedene Möglichkeiten gab, diesen Satz zu umgehen. In Ägypten hatte das Englische dann Raum für Interpretationen gelassen, denn ein „I love you“ sagte Alles und Nichts. Auch wenn ich bereit gewesen war, für Beziehungen bis zum Äußersten zu gehen, hatte es doch wenig mit Liebe zu tun gehabt und meistens war ich mir dessen auch bewusst gewesen. Und nun fühlte ich es. Es war einfach unglaublich.

Anfangs dachte ich, dass kein Mensch Liebe ablehnen könnte. Ich war der festen Überzeugung, dass alle Menschen, wenn sie diese Art von Liebe gefunden haben, überhaupt keine andere Wahl hätten, als eine immerwährende, bis ans Lebensende andauernde Beziehung mit dem anderen einzugehen. Mit der Zeit musste ich jedoch einsehen, dass es auch anders ging. Eine schmerzhafte Lehre! Stefan war verheiratet, seine Frau, genauso wie er, in christlich-konservativen Werten erzogen und seine Kinder zwar schon fast mit der Schule fertig, aber noch nicht aus dem Haus. Mit Mitte 40 hatte er sich sein Leben zwar nicht glücklich und rundherum zufrieden, aber bequem eingerichtet. Sein Job als Dozent an der nahegelegenen Universität machte ihm Freude. Ihm war nie ernsthaft in den Sinn gekommen, noch einmal einen ganz anderen Weg in seinem Leben zu gehen. Es klang immer wieder durch, dass die Ehe seit Jahren nur noch auf dem Papier bestand, aber auch, dass für beide eine Trennung oder gar Scheidung nie infrage kommen würde, da ein Versprechen gegenüber Gott nie gebrochen werden konnte und durfte.

Wir sprachen nie über unsere Gefühle dem anderen gegenüber, jedoch war deutlich erkennbar, dass es uns beiden gleich erging. Während ich es als Frage der Zeit ansah, wann wir endlich zusammen sein würden, probierte Stefan verschiedenste Methoden aus, mit seinen Gefühlen umzugehen: mal behandelte er mich wie eine Bekannte, dann ignorierte er mich, selbst wenn wir aneinander vorbeigingen und dann versuchte er es mit Freundschaft. Ich fiel regelmäßig von einem Hoch ins nächste Tief und hatte jeden Tag die Hoffnung, dass er endlich etwas sagen würde, dass wir zumindest über das reden könnten, was zwischen uns passierte. Wochenlang hoffte ich, konnte nachts nicht schlafen, wenn er sich für den nächsten Tag mit mir an der Hundewiese oder zum Kaffee verabredet hatte und war um so enttäuschter, wenn er Zusagen nicht einhielt. Während er seinen Weg des Umgangs mit mir suchte, beschäftigte ich mich mit dem Thema Liebe und lernte. Ich lernte, dass Liebe keine Erwartungen an den anderen hat, dass sie dem anderen seinen Lebensweg lässt und dass sie vor allen Dingen immer einen Ausgleich zur Eigenliebe braucht. Ich lernte auch, dass ich Stefan fühlen konnte und wir gemeinsame Träume hatten.

Beim Weihnachtsbaumverkauf, als ich mit Mariam einen Baum aussuchte, fühlte sich mein Brustkorb plötzlich an, als ob er von einem Medizinball voll mit Freude getroffen worden wäre. Als ich erschrocken aufsah, erblickte ich, mindestens 30 Meter entfernt, Stefan, der mich lächelnd ansah. Kam er mir entgegen, wusste ich, lange bevor er vor mir stand und etwas sagte, wie es ihm ging. Und eines Freitagnachts träumte ich, dass ich mit Stefan auf einer Bank in einem Café sitzen würde. Er legte den Arm um meine Schulter und wollte mich küssen. Ich fragte ihn, ob er sicher sei, denn alle Menschen um uns herum könnten uns sehen und so würde er über seinen weiteren Weg entscheiden und seine Frau verlassen müssen. Er lächelte mich nur an und versicherte mir, dass er sich ganz sicher sei. Es war ein Traum, den ich nur zu gerne in die Realität umgesetzt gewusst hätte. Nach dem Aufwachen war ich davon überzeugt, dass dieser Traum anders gewesen war als alle davor. Er fühlte sich real an und als ich auf unserer Abendrunde auf Stefan traf und ihm in die Augen sah, wusste ich, dass auch er den Traum geträumt hatte.

Doch irgendwann nach ein paar Monaten wurde mir die Unentschlossenheit von Stefan zu viel. Ich war meinen Weg gegangen, hatte meine Aufgaben an der Situation erkannt und gelernt und vor allen Dingen begriffen, dass ich immer wieder auf Männer stieß, die sich nicht entscheiden konnten. Und so ließ ich ihn in Liebe los. Ich konnte ihn lieben, aber meine Sehnsucht und meine Wünsche musste ich in eine andere Richtung lenken. In der festen Überzeugung, dass es in jedem Fall einen Plan B gibt und Stefan sich niemals von seiner Komfortzone trennen würde, verabschiedete ich mich innerlich von ihm und ergänzte meine Liste mit Zielen um ein weiteres: Ich würde einen Partner finden, der mich und meine Tochter liebte und entschlussfreudig eine verbindliche Beziehung mit mir eingehen wollte. Kurz darauf erschien Karim wieder in meinem Leben.

+++ +++ +++

Textprobe: Petra Liermann

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