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    Leseprobe "Kate - Eine Göttin auf Erden"

von Perry Payne

Taschenbuch, 417 Seiten, 16 Kapitel, ISBN 978-396050-049-0

Prolog

Die göttliche Klangschale kündigte dumpf hallend das Fest der Feste an. Die Horen, einst mächtige Töchter des Schicksals, schwebten dieser Tage öfter durch die Gänge des Zeus als üblich. Sie umwarben mit festlichen Gesängen die lichterfüllten Bewohner des Olymp.

Kate Neverate war die Tochter von Atlas, der einst das Himmelsgewölbe geschultert hatte, und der Meeresnymphe Amathia. Es war der Tag ihres neunzehnten Geburtstages. Und wie jeder neue Tag begann auch dieser in der glanzvollen Stunde im zeitlichen Gefüge der Göttlichkeit, in der sie ihre hellblauen, klaren Augen aufschlug. Schönste Vogelgesänge und blasses Säuseln des Windes drangen in ihr Schlafgemach, das einem goldenen Palast glich, dessen hohe Decke mit Edelsteinen und opulentem Prunk reich verziert war. Schmale, hohe Säulen, die bis in den Himmel zu reichen schienen, bildeten die Fenster mit einer Aussicht auf die pompöse Palastanlage und das endlose himmlische Reich des Zeus, das an diesem prachtvollen Tag in Weiß und Gold erstrahlte.

Mit ihrem Augenaufschlag begann sie, sanft zu schweben. Sie erhob sich durch ihre Zudecke hindurch, die sich an dieser Stelle auflöste und unter ihr wieder ineinanderfügte, um sich anschließend zu einer akkuraten Dekoration auf ihrem imposanten Nachtgemach zu formen.

Kates makellose Haut besaß weder Fältchen noch ein einziges Härchen außerhalb des Haupthaares, ihrer Wimpern und Augenbrauen. Die Vollkommenheit ihres Körpers war selbst in den Kreisen der Götter eine wahre Erquickung und hatte bereits manchem Künstler als Vorbild und Quell der Inspiration gedient. Ihre Schultern waren gerade, ihre Brüste rund und straff. Die Brustwarzen fehlten wie bei allen himmlischen Wesen und der Bauchnabel war nur angedeutet. Sie besaß nur einen einzigen Makel: Das war ein winziges Muttermal knapp über ihrem linken Mundwinkel. Dieser kleine, dunkle Punkt erinnerte daran, dass es selbst unter den Göttern keine vollständige Perfektion geben durfte. Denn die pure Reinheit und der Ursprung allen Seins waren alleine den Erschaffern des Reiches der Erde und der Finsternis vorbehalten.

Kate breitete bedeutsam ihre Arme aus, womit funkelnde, goldene Sternchen ihre Handgelenke und Fesseln umgaben, die sich rasch vermehrten und über ihre Arme krochen und von unten her die Beine bedeckten, bis sie sich am Bauch vereinten. Aus dem Glitzern formten sich edelste Stoffe aus der Garderobe der königlichen Götter. Sie bildeten wie jeden Morgen ihr neues Gewand, während sie graziös schwebend auf den erlesenen Läufer zu glitt.

Kate Neverate zählte zu den besten Schülerinnen seit über eintausendfünfhundert Jahren und hatte die hohe Ehre, am Königsberg der Schicksalsgöttinnen zu leben.

Mit erhaben ausgebreiteten Armen begrüßten sie schneeweiße Tauben und funkelnde Schmetterlinge. Sie kamen zu ihr und ließen sich in vertrauter Harmonie auf ihrer Schulter und den Armen nieder oder landeten aufgeregt daneben.

Das schier endlos hohe Tor ihres Gemaches öffnete sich ohne Zutun. Sie schwebte hinaus in die Halle der gewaltigen Chamyne, sah sich um und beschloss, den Morgen am heiligen Fluss zu beginnen, um zu danken und Kraft für diesen wichtigen Tag zu schöpfen.

Auf dem Weg, vorbei an der Kathedrale des Aello der Windsbraut, kam ihr Tityos, der große, muskelbepackte und gehörnte Sohn des Zeus, schwebend entgegen. Als er Kate erblickte, verharrte er augenblicklich, legte vornehm die Hand auf seine Brust und verbeugte sich ehrerbietig zum Gruß.

„Einen guten Morgen, edle Tochter von Atlas. Ihr seht liebreizend aus, Euer Gewand kleidet Euch außerordentlich und Euer Haar funkelt graziös im Licht, dass es mir den Morgen versüßt.“

Seine Lippen bewegten sich nicht.

„Verschwindet und nehmt Eure flammenden Sprüche mit.“

Auch ihr Mund blieb bei diesen Worten geschlossen. Sie strich sich eine blonde Strähne aus dem Gesicht und schwebte an ihm vorüber, ohne ihn länger anzusehen. Dann fing sie an, ihre Beine zu bewegen, als ob sie laufen würde. Zuerst war es deutlich langsamer, als sie tatsächlich vorankam, dann berührte sie den Boden und lief auf ihren Sandalen zum Tempel der Dione.

„Wartet“, rief Tityos hinter ihr her. „Ich habe Euch ein Geschenk mitgebracht.“

Kate blieb stehen und drehte sich zu ihm um. Sie wartete, bis er zu ihr geschwebt war und sich vor ihr niedergelassen hatte. Mit schräg gestelltem Mund bot sie ihm einen kühlen Blick.

„Für Euch, hochgeschätzte Kate.“

Er hielt ihr einen prunkvollen Kelch entgegen.

„Ist das der Kelch des Giddiness? Wo habt Ihr ihn her?“

Er grinste breit und nickte. „Alles Gute zu Eurem Wiegenfest.“

Kate öffnete ihre Lippen und sprach mit der Stimme ihres Körpers: „Ich will ihn nicht. Niemals befindet er sich rechtmäßig in Eurem Besitz.“ Dann stockte sie kurz und fragte: „Wie funktioniert der überhaupt?“

„Umschließt einfach mit Eurer Hand die Schale fest von unten und träufelt ein paar Spritzer des immerwährenden Wassers auf Euer Gegenüber. Dann erscheinen unumwunden die Gedanken der Wahrheit.“

Kate entriss ihm den Kelch. Die klare Flüssigkeit schwappte über. Ein kräftiger Schwall tropfte herab, verblasste und verschwand, bevor er den Boden erreichte. Sie umschloss den Kelch, der nach wie vor gut gefüllt war, tauchte ihre Hand hinein und spritze Tityos damit nass.

„Was soll das?“

Entrüstet trat er zurück.

„Wo habt Ihr diesen Kelch her?“, fragte sie ihn noch einmal.

Und er konnte nicht anders, als die Wahrheit kundzutun: „Vor zwei Monden habe ich ihn Metias abgenommen, als er diesen unbeaufsichtigt stehen ließ.“

Er hielt sich die Hand vor den Mund, obwohl seine Worte ohnehin nur durch seinen Geist kamen.

Harsch drückte Kate ihm den Kelch an die Brust, zeigte mit ausgestrecktem Arm gen Norden, wo das Heiligtum des Metias stand, und sagte laut und bestimmt: „Geht, Tityos. Geht mir aus den Augen, bringt den Kelch zu seinem rechtmäßigen Besitzer zurück und tut Buße für Euren Frevel.“

„Aber wir könnten jede Menge Spaß damit haben“, sagte er mit gesenktem Kopf. „Niemand weiß, dass er sich in unserem Besitz befindet.“

Sie stieß ihn zurück und schrie mit göttlicher Stimme: „Ich weiß es und Zeus wird es ebenso wissen.“

Ihre Augen glühten. Ihr ausgestreckter Arm deutete unentwegt gen Norden.

Mit sanftem Lächeln versuchte er sie doch noch umzustimmen. Doch als Maia, ihre Schwester und Tochter von Pleione, zu ihnen schwebte, versteckte er rasch den Kelch hinter seinem Rücken und versuchte unschuldig auszusehen.

„Ein herrlicher Morgen“, stellte sie mit geschlossenen Lippen und ihrer ruhigen, singenden Stimme fest.

Der säuselnde Wind begleitete ihre Worte. Um ihren Haarkranz tanzten funkelnde Sternchen und ihr leichtes Gewand floss im seichten Strom des Atems der Welt. Tityos verbeugte sich galant.

Sie registrierte es mit der Andeutung eines Wimpernschlags und sagte zu Kate: „Ich habe gehört, dass Ihr heute in den Kampf gegen Perseus treten werdet, schönes Kind. Wollt Ihr Euch wirklich diese Blöße geben? Ihr seid zu jung und unerfahren. Er wird mit Euch spielen und Euch mit dem kleinen Finger zerquetschen, sobald er es will.“

„Ich bin nicht scharf auf dieses Duell, Maia. Aber Herakles würde es sehr gerne sehen. Ich möchte ihm den Gefallen erweisen.“

„Verweigert Euch. Dieses Duell unterliegt nicht Euren Pflichten als Tochter von Amathia. Euer Platz neben den Hallen des Zeus erlaubt Euch die Freiheit der Wahl.“

„Vermutlich habt Ihr recht.“ Sie blickte über Maias Schultern, wo sie ihren Herausforderer auf sie zukommen sah. „Dort kommt er höchstpersönlich. Perseus, der grandiose Sohn des Zeus. Und der eingebildetste.“

„Kate. Bitte ignoriert ihn und lasst Euch nicht auf diesen Kampf ein. Ihr habt auch im kommenden Jahr erneut die Chance, um einen Platz im Olymp und den Thron zu kämpfen. Wie Ihr wisst, hat Perseus noch nie einen Kampf verloren. Lasst ihn dieses Jahr einfach gewinnen. Es ist sein letzter Showkampf in der Altersstufe.“

„Er ist noch nicht gegen mich angetreten“, sagte Kate sehr leise und schmunzelte dabei.

Perseus positionierte sich lässig neben sie. Er hatte sich heute besonders herausgeputzt, lächelte die drei an und knickste mit drehender Hand.

„Worüber reden die edlen Damen? Ich hoffe, Ihr habt von mir gesprochen.“

Kate schüttelte kaum sichtbar den Kopf, kniff die Augen zusammen und sah anschließend direkt zu ihm: „Haben wir. Wir reden bereits seit dem Morgen über nichts anderes als Euch.“

Er aalte sich breit grinsend in ihrem Kompliment, fuhr sich durch die Haare und entgegnete: „Ich hoffe, Ihr habt ein wenig trainiert.“ Seine Worte klangen überheblich und erfolgsverwöhnt.

Kate musste zu ihm aufsehen. Auf seiner Schulter saß ein goldgeschmücktes Cape, das von einer goldenen Kordel gehalten wurde. Die andere Schulter war frei. Sein breiter Hals strotzte vor Kraft und ließ seinen Kopf winzig erscheinen. Kate bemerkte Maias flehenden Blick. Ihre Gedanken säuselten von Harmonie. Perseus sah zu Kate hinab und grinste herausfordernd.

Kate stellte selbstsicher ihr Lächeln entgegen und sagte: „Ich hoffe, edler Krieger des Zeus, Ihr verzeiht mir Eure Schmach nach diesem Kampf.“

Perseus fing herzhaft zu lachen an.

Als er sich wieder ein wenig beruhigt hatte, sagte er gespielt aufrichtig: „Um den Leuten eine angemessene Unterhaltung zu bieten, werde ich Euch in den ersten Minuten verschonen. Versprochen, Zuckerpüppchen. Ich muss weiter. Wir sehen uns heute Nachmittag.“

Er wandte sich ab und stolzierte davon. Sie schluckte und sah ihm erzürnt nach.

„Sagt einfach ab. Lasst Euch nicht provozieren.“

Sein Gelächter verhallte nach einigen Fuß Abstand und er sagte abfällig, mit schnippenden Fingern und ohne sich umzudrehen: „Kleine Nymphe.“

Dann entglitt er in die große Halle.

Kates Blick verweilte noch eine Weile in seiner Richtung. „Wie kann er es nur wagen?“ Sie sah zu Maia. „Ich werde da sein. Ich werde ihm beweisen, dass eine Neverate ein würdiger Gegner ist.“

Ihre Wege trennten sich und Kate verbrachte den halben Tag am heiligen Fluss. Sie dankte den Mächten der Götter für ihre Geburt, das königliche Leben, das sie führen durfte, und die Ordnung und Güte des himmlischen Universums.

Das Fest begann am frühen Nachmittag. Den Höhepunkt bildete der finale Kampf der beiden Sieger aus den besten Häusern des Olymp. Die Fanfare dröhnte und die Zuschauer hatten erwartungsvoll ihre Plätze eingenommen.

„Dieses Jahr tritt das Haus des Zeus, vertreten durch Perseus, gegen das Haus Poseidon, vertreten durch Neverate, an. Die Regeln bleiben unverändert wie im letzten Jahr.“

Die Leute fieberten dem Höhepunkt des Tages entgegen. Der Redner ließ den Posaunen ihr Spiel, nahm eine weitere Pergamentrolle, schob sie auseinander und fuhr fort, während tausende Augen auf ihn gerichtet waren:

„Im Namen des Hohen Rates, bestehend aus Hera, Poseidon, Athene, Apollon, Ares, Persephone, Hades, Dionysos und Zeus, eröffnen wir die Arenaspiele auf dem Platz des himmlischen Olymp. Der Hohe Rat duldet während des Duells alle Fähigkeiten und Meisterschaften innerhalb des Zirkels mit Ausnahme von Portalen und der Kraft des schwarzen Lichts. Gekämpft wird, bis ein Spieler den Boden berührt oder eindeutig die Hand zur Aufgabe hebt.“

Ehrwürdig verbeugte er sich zuerst nach hinten zum Hohen Rat, dann zu den Zuschauern und schließlich noch einmal zu den Kämpfern. Die Posaunen spielten den finalen Ruf und er reckte die Arme in die Höhe und sagte: „Der Kampf ist eröffnet.“

+++ +++ +++

Textprobe: Perry Payne

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