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    Leseprobe "Nela und das blaue Amulett"

von Yngra Wieland

Band 2 der "Nela"-Reihe, Taschenbuch, 174 Seiten, ISBN: 978-3-96050-019-3

Inhaltsverzeichnis

1. Kapitel: Malinxas Schicksal
2. Kapitel: Langeweile
3. Kapitel: Miu!
4. Kapitel: Die Ausreißerin
5. Kapitel: Zurück im Alten Land
6. Kapitel: Die Suche
7. Kapitel: Custodiors Bibliothek
8. Kapitel: Eine erste Spur
9. Kapitel: Aufbruch
10. Kapitel: Vermisst
11. Kapitel: Unterwegs
12. Kapitel: Das Opfer
13. Kapitel: Der Grüne Fluss
14. Kapitel: An der Regenbogenküste
15. Kapitel: Die dunkle Seite
16. Kapitel: Der rote Ring
17. Kapitel: Die Weißen Wälder
18. Kapitel: Der Wächter der Schwelle
19. Kapitel: Das Unglück nimmt seinen Lauf
20. Kapitel: Die Alte vom Turm
21. Kapitel: Das Trollnest
22. Kapitel: Trollpopel
23. Kapitel: Der Kampf
24. Kapitel: Das blaue Amulett
25. Kapitel: Die singenden Steine
26. Kapitel: Zu guter Letzt

1. Kapitel: Malinxas Schicksal

Malinxa betastete ihre Handgelenke. Sie waren wundgescheuert von den schweren Eisenketten, die sie ihr für den Ritt angelegt hatten. Zwei grobe Trollwächter hatten sie gepackt, gefesselt, aus ihrem Kerker gezerrt und auf Sardos Befehl hin auf ein Pferd gehoben. Nach ihrer monatelangen Gefangenschaft in der düsteren Höhlenburg war sie geblendet vom Tageslicht, sie hatte kaum sehen können. Man hatte ihr einen dunklen Umhang übergeworfen, dessen Kapuze ihr tief ins Gesicht gezogen worden war, um das Metallband über ihren Augenbrauen und ihre Fesseln zu verbergen. Hinter ihr im Sattel hatte ein unsichtbarer Krieger gesessen, der sie mit eisenharten Armen umklammert hatte. Sie hatten gewollt, dass es so aussah, als würde sie alleine reiten. Schluchzen würgte sie, als sie sich an den verzweifelten und ungläubigen Blick erinnerte, mit dem ihre Schwester Lilhis sie angesehen hatte.

Es war das erste Mal, dass sie sich wiedersahen. Die Trauer schnitt Malinxa ins Herz. Der violette Mond war bereits zweimal am Himmel erschienen, seit sie entführt worden war. Das Schlimmste jedoch war, dass alle glaubten, sie sei freiwillig zu Sardos übergelaufen und habe sich mit ihm verbündet. Als könnte sie jemals ihr Land, die Gesetze ihrer Mutter und ihrer Ahninnen verraten! Wenn es ihr nur gelingen würde, telepathischen Kontakt mit Lilhis aufzunehmen! Mutlos sank sie in sich zusammen. Ihre Schläfen schmerzten, es fiel ihr schwer, zusammenhängend zu denken. Hier unten in der eisigen Tiefe der Höhlen hatte sie keine Chance, einen Gedankendialog zu führen.

Als sie sie hierher gebracht hatten, hatte sie sofort all ihre Kräfte zusammengenommen, um mit Lilhis auf der geistigen Ebene zu sprechen, aber Sardos hatte ihr unverzüglich ein Metallband um ihr drittes Auge, dem Energiezentrum zwischen den Augenbrauen, legen lassen, um jeden Kontakt zu verhindern. Zudem wurde ihr in regelmäßigen Abständen ein Trank eingeflößt, der ihre Sinne abstumpfte und es ihr damit unmöglich wurde, ihre magischen Fähigkeiten zu benutzen. Nur, wenn Sardos ihre Kräfte für seine üblen Zwecke benutzen wollte, wurde sie hinauf in die Felsentürme geschleppt und das Band wurde gelöst.

Malinxa hatte aufgegeben. Sie wurde täglich schwächer, es war eine Frage der Zeit, bis sie sich nicht mehr dagegen wehren konnte, dass Sardos´ Magier in ihre Gedanken eindringen konnten und die Geheimnisse des Alten Landes an sich brachten. Sie musste den letzten Schritt gehen, das Schlimmste tun.

Seit mehreren Tagen war es ihr gelungen, etwas von dem betäubenden Trank im Mund zu behalten und ihn heimlich in ein beiseite geschafftes Behältnis zu spucken. Bald würde sie genug gesammelt haben, um sich endgültig in die barmherzige Welt des ewigen Nebels zu flüchten. Bei diesem Gedanken fror es sie bis ins Mark, denn sie erinnerte sich gut an die herzzerreißend traurigen Geschichten um die Seelen, die bis in alle Ewigkeit im Nebel gefangen bleiben mussten.

In ihrer Kindheit hatte sie, an ihre Schwester Lilhis gekuschelt, diesen Erzählungen andächtig gelauscht, während das Herdfeuer knisterte. Für die Bewohner des Alten Landes gab es nichts Grausameres, als den endgültigen Schritt ins Nebelreich zu tun, der verhinderte, jemals wieder zu Licht zu werden, wenn die Zeit im Körper vorbei war.

Sie hörte ein dumpfes, qualvolles Stöhnen und musste entsetzt feststellen, dass es von ihr selbst kam, aus den Tiefen ihres Herzens emporstieg. Sie schlug die Hände vors Gesicht und saß still wie eine Statue. Von draußen ertönten Geräusche. Benommen wandte sie den Kopf in Richtung Tür. Ihre unbarmherzigen Wächter kamen, um ihr die nächste Dosis des Tranks zu verabreichen und die karge Nahrung zu bringen. Malinxa holte tief Luft und straffte ihre Schultern. Sie sollten ihre Verzweiflung nicht bemerken. Eine Herrscherin musste Haltung bewahren und in Würde gehen.

 

2. Kapitel: Langeweile

Nela war richtig sauer. So hatte sie sich die Ferien wirklich nicht vorgestellt! Abenteuer waren ihr versprochen worden! Sie hatte ihre Freunde im Alten Land wiedersehen und alles über diese andere Welt erfahren wollen, die sie gerade erst kennengelernt hatte. Sie hatte zusammen mit Jannis und Sara das Rätsel des Blauen Amuletts lösen wollen.

Und nun saß sie hier mit einem gebrochenen Handgelenk fest. Zornig starrte sie auf den giftgrünen Gipsverband, den unzählige Zeichnungen und Unterschriften ihrer Freundinnen und Freunde und sogar ein paar Glitzersternchen zierten. Es war nur ein winziger Moment der Unachtsamkeit beim Voltigieren gewesen. Sie hatte mit ihrer Freundin Sonja herumgealbert, als sie auf dem Pferd standen. Sie hatten nicht bemerkt, dass sich ein Huhn in die Halle verirrt hatte, das plötzlich gackernd und flügelschlagend direkt vor die Hufe von Tassilo gelaufen war. Der sonst so gutmütige und zuverlässige Wallach war aus seinem gleichmäßigen Galopp aufgeschreckt und hatte gebuckelt. Sonja und Nela waren kopfüber vom Pferderücken gestürzt, dabei war Nela schmerzhaft an die Holzwand der Halle gekracht. Neben zahlreichen Prellungen und blauen Flecken am ganzen Körper hatte sie sich das Handgelenk mehrfach gebrochen und sie hatte noch am Abend operiert werden müssen. Nun hatte sie für die nächsten acht Wochen zwei Nägel im Gelenk der rechten Hand und konnte weder trainieren, noch schwimmen gehen, noch irgendwelchen anderen Spaß haben. Reisen in andere Welten waren schon gar nicht drin, darauf hatte ihre Mutter sehr energisch hingewiesen. Sonja hatte es noch schlimmer getroffen: Sie hatte sich mehrere Rippen gebrochen und eine schwere Gehirnerschütterung davongetragen, sodass sie gezwungen war, im Bett zu liegen.

Am meisten litt Nela darunter, dass Jannis nicht da war, um wenigstens mit ihr in Erinnerungen an das gemeinsame Abenteuer mit Majane und Kasaya, dem weißen Falken, zu schwelgen. Jannis Eltern hatten kurzentschlossen einen Urlaub gebucht und selbst seine Einwände nicht gelten lassen, er müsse sich um Nela kümmern, weil ihre Mutter arbeiten müsse. Er sei Teil der Familie und hätte mitzukommen und damit basta! Jetzt vergnügte er sich irgendwo in einem Touristenort an der Adria, fraß Spaghetti und Gelato in sich hinein und sie saß mit ihrem ganzen Elend alleine im verlassenen und verregneten München fest.

Eine Träne des Zorns und des Selbstmitleids rann ihr aus dem Augenwinkel. Noch nie zuvor hatte sie sich so verlassen und so einsam gefühlt.

Sie schniefte und begann nachzudenken. Vielleicht könnte sie Sara anrufen und sie besuchen. Der Gedanke, Jannis Tante zu sehen, verursachte ihr einen Anflug von guter Laune. Sie schwang sich vom Sofa, auf dem sie - in einem malerischen Arrangement von Kekskrümeln, Apfelbutzen und Kaugummipapier - herumgelungert hatte und griff nach dem Telefon. Hastig tippte sie die Nummer ein und lauschte gespannt auf das gleichmäßige Tuten.

„Aloha! Du hast leider nur meinen Anrufbeantworter erreicht, aber ich freue mich auf jeden Fall über eine gute Nachricht nach dem Gong!“

Saras gutgelaunte Stimme verstummte und ein sanfter, dunkler Klang ertönte.

Nela zögerte. Die Enttäuschung ließ ihre Stimme erstickt und rau klingen.

„Hey, Sara. Ich bin es, Nela. Ich wollte... Ich wollte nur... Ach, nichts!“

Sie drückte frustriert die Auflegetaste, warf das Telefon achtlos hin und ließ sich wieder auf das Sofa sinken. Die ganze Welt schien sich gegen sie verschworen zu haben.

Vielleicht war Sara mit Sebastian unterwegs. Die beiden schienen sich gut zu verstehen.

Nur sie war alleine und einsam. Keiner kümmerte sich um sie. Niemand interessierte sich dafür, wie es ihr ging! Wenn ihre Mutter nur einsehen würde, dass Sidda, die Heilerin auf der Lichtburg, mit ihren wundersamen Fähigkeiten ihr kaputtes Handgelenk im Nullkommanichts wieder in Ordnung bringen könnte! Leider hatte der Schock über Nelas Eskapaden ihre Mutter dazu veranlasst, ihr das strikte Versprechen abzunehmen, ohne ihr Wissen und ihre Erlaubnis auf keinen Fall neue Reisen in die andere Welt zu unternehmen. Zu allem Überfluss hatte Sara Nelas Mutter fest versprechen müssen, sie nicht heimlich dabei zu unterstützen.

Erwachsene waren wirklich sterbenslangweilig! Vor Allem und Jedem hatten sie Angst und unzählige Bedenken, mit denen sie sich und anderen das Leben schwer und öde machten. So würde sie, Nela, niemals werden wollen!

Trotzig griff sie nach der Fernbedienung und zappte sich durch das Mittagsprogramm, eine Angewohnheit, die ihre Mutter ebenfalls hasste. Nachdem sie eine Weile lustlos eine Zeichentrickserie mit quäkenden, gelben Figuren verfolgt hatte, schaltete sie weiter und blieb nach einer Reihe von Sendungen mit klug daherredenden oder gekünstelt witzigen Erwachsenen schließlich bei einer Sendung über eine alte Kultstätte in Irland hängen. Dort gab es einen Jahresweiser aus riesigen Steinen. Wenn man einen Stab mit einer verzierten Platte am oberen Ende in das dafür vorgesehene Loch steckte und die Sonne in einem bestimmten Winkel darauf fiel, ergaben sich daraus Muster aus Licht, die anscheinend bestimmte Bedeutungen hatten und wie ein Kalender zu funktionieren schienen. Ein bärtiger Mann fuchtelte begeistert mit den Händen, als er von den Forschungen und Experimenten berichtete, die er und ein Haufen anderer Leute, die im Hintergrund auf den Steinen herumkrochen, unternommen hatten.

Nelas Gedanken schweiften ab. Sie musste an Saras Amulett denken, das dabei geholfen hatte, Sardos abzuwehren. Wie der Rat der Fünf darauf gestarrt hatte! Der grausame Sardos hatte sich gewunden wie ein Wurm, als Sara ihm mit dem Amulett gedroht hatte.

Sie musste grinsen, aber dann verdüsterte sich ihre Miene sofort wieder, als wäre eine Wolke vor die Sonne gezogen. So ein Mist, dass Sara nicht da war! Nela hätte nur zu gerne das Amulett genauer betrachtet und mit ihr darüber gesprochen.

Einer plötzlichen Eingebung folgend, lief sie in ihr Zimmer und zog einen großen Zeichenblock aus dem Chaos auf ihrem Schreibtisch hervor. Achtlos wischte sie alles Herumliegende zur Seite und begann - anfangs etwas unbeholfen, dann immer sicherer - mit der linken Hand das Amulett zu zeichnen. Immer wieder hielt sie inne, schloss die Augen und versuchte sich an die verschlungenen, komplizierten Muster zu erinnern. In der Mitte war das Auge in dem Dreieck, darum herum eine Art Labyrinth, das wiederum von vielen geheimnisvollen Zeichen umgeben war. Die moderne Goldfassung, die es einrahmte, wollte nicht recht dazu passen, es wirkte, als wäre das Amulett unvollständig. Ihre Hand zeichnete wie von selbst und als sie den Stift sinken ließ und das Blatt betrachtete, hatte sie eine andere Einfassung gezeichnet. Aufatmend legte sie den Stift zur Seite und trennte sorgfältig das Blatt vom Zeichenblock ab, ausnahmsweise gelang ihr dies, ohne das Papier zu zerreißen. Achtsam faltete sie es zusammen und steckte es in die hintere Tasche ihrer Jeans.

Ein Blick aus dem Fenster zeigte ihr, dass der Regen aufgehört hatte und die Sonne sich zögerlich zwischen den Wolken durchschob. Nelas schlechte Laune hob sich ein paar Millimeter und sie beschloss, einen Spaziergang zu ihrem Lieblingsplatz zu machen, den moosigen Felsen im Englischen Garten, dort, wo das Abenteuer begonnen hatte.

+++ +++ +++

Textprobe: Yngra Wieland

© 2017 Franzius Verlag GmbH

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